Die 72er-Regel
Die 72er-Regel
Vor vier Jahren gab der Big Boss, der 1,98 m große und 160 kg schwere Mac Savage, als Absatzziel eines neuen Produkts eine Wachstumsrate von mindestens 20 % pro Jahr vor. Das Team sitzt in einem Raum und bereitet sich auf eine Besprechung mit Savage (manchmal auch Big Mac oder scherzhaft „The Whopper“ genannt) vor, als Charlie, der Verantwortliche für die Datenanalyse, kommentiert:
„Nun, 2016 lag der Absatz bei 100.000 Einheiten und vier Jahre später, im Jahr 2020, sind es 200.000. In vier Jahren ist der Absatz also um 100 % gestiegen. Die jährliche Steigerung war also 100/4 bzw. 25 %. Wir haben das Ziel somit um 5 % übertroffen. Big Mac sollte also zufrieden sein“.
Von den 10 Personen im Raum ist ein zustimmendes Raunen zu hören. Und ein paar Kommentare wie: „Es ist immer gut, wenn der Whopper glücklich ist“, wurden ebenfalls gemurmelt.
Helen mischt sich ein: „Das stimmt nicht. Wenn man die ‚72er-Regel‘ anwendet, beträgt die Wachstumsrate 72/4 bzw. 18 %. Wir liegen also knapp darunter.“
Fred, der sich immer ein bisschen über die Klugscheißerin Helen ärgerte, fährt dazwischen: „Ich glaube, Charlie hat recht, 100 % Wachstum in vier Jahren sind 25 % pro Jahr.“
Helen entgegnet: „Deiner Logik zufolge würde der Absatz bei einer Wachstumsrate von 25 % nach dem ersten Jahr bei 125 % liegen, richtig?
Alle im Raum murmeln zustimmend.
Abbildung 1. Das Team: Helen ist ganz links zu sehen. Charlie ist der Glatzkopf mit dem Bart, der ein Blatt Papier hält. John ist der Kerl mit dem aufgeklappten Laptop. Fred hat das rote Hemd an und June ist die ganz rechts mit den langen blonden Haaren.
„Aber würde der Umsatz im zweiten Jahr 150 % betragen?“, fährt Helen fort.
Es gibt weiteres Gemurmel, dann sagt John, ein junger Neuzugang: „Man würde 25 % von 125 % addieren. Laut meinem Taschenrechner ist die Summe 125 % plus 31,25 % gleich 156,25 %, nicht 150 %.“
John rechnet aufgeregt weiter: „Das dritte Jahr ist nicht 175 % mit 25 % Wachstum pro Jahr, sondern 195,3 %, und das vierte Jahr ist 244,14 % … wesentlich mehr als 200 %. Das Wachstum verstärkt sich.“
Alle stöhnen in Erwartung der Missbilligung von „Big Mac“ auf.
Charlie fragt schließlich: „Ist Helens Wachstumsrate von 18 % richtig?“
John rechnet ein wenig herum und sagt: „18 % scheint ein wenig niedrig zu sein. Es sind eher 18,9 %, aber auf keinen Fall 25 % oder gar 20 %. Aber 18 % war eine ziemlich gute erste Schätzung.“
„Die 72er-Regel ist eine Schätzung, sie wird um die 8 Jahre herum genauer“, mischt Helen sich ein.
„Mensch, schaut mal auf die Uhr, wir haben nur noch 45 Minuten, bevor Mr. Savage zum Meeting kommt und unseren Bericht haben will“, mahnt June.
Nach einem kurzen Schmunzeln darüber, dass June als einzige den Big Boss Mr. Savage nannte, anstatt Big Mac oder The Whopper, macht sich das Team an die Arbeit, Power Point-Folien für Charlies Präsentation zusammenzustellen. Sie werden 5 Minuten vor dem Termin fertig, genug Zeit, um die Kaffeetassen erneut zu füllen oder auf die Toilette zu gehen.
Um Punkt 11 Uhr betritt Mac Savage den Raum und Charlie beginnt mit seiner Präsentation. Alle warten nervös auf Mac Savages Antwort.
Charlie fasst zusammen, dass die Wachstumsrate unter Verwendung der 72er-Regel nicht den angestrebten 20 % pro Jahr, sondern eher 72/4 bzw. 18 % entspricht. Er weist darauf hin, dass die Wachstumsrate bei genauerer Berechnung 18,9 % beträgt.
Die ganze Gruppe wartet darauf, dass Savage in die Luft gehen würde, weil das Ziel von 20 % verfehlt wurde. Aber er sagt ruhig: „Nun, die fehlenden 1,1 % sind bedauerlich, aber ich bin beeindruckt, dass Sie nicht gesagt haben, dass die Wachstumsrate 25 % beträgt. Ich bin noch mehr beeindruckt, dass Sie wussten, wie man die 72er-Regel anwendet, und noch mehr, dass Sie in der Lage waren, Ihre Berechnung zu verfeinern, um sie noch präziser zu machen. Tolle Arbeit, Charlie!“
Alle im Raum rollen mit den Augen, besonders Helen und John. Jemand aus der Gruppe wollte gerade das Wort ergreifen, als Charlie mit rotem Gesicht erläutert: „Sir, ich sollte darauf hinweisen, dass Helen die Anwendung der 72er-Regel vorgeschlagen und John die genaueren Berechnungen durchgeführt hat.“
„Charlie, Sie sind ein guter Teamleiter, der Anerkennung zollt, wenn sie fällig ist. Lassen Sie uns mit diesem Team einen Maßnahmenplan zur Verbesserung der Wachstumsrate entwickeln. Wir sollten uns in einer Woche treffen, um Ihren Plan zu überprüfen“, sagt Mac Savage.
Ein Seufzer der Erleichterung ist im ganzen Team spürbar.
Savage fragt abschließend: „Wer ist dieser neue Typ, John?“
John stellt Charlie als neuen Absolventen der Tech vor.
„John, ich habe meinen MBA an der Tech gemacht“, erwidert Savage.
„Ich möchte, dass Sie die 72er-Regel ableiten, es wird eine gute Erfahrung für Sie sein. Mal sehen, ob Sie es schaffen, ohne etwas nachzuschlagen", fährt Savage fort.
John ist ein wenig erschüttert, aber er kann die 72er-Regel ableiten. Sehen Sie sich seine Ableitung unten an.
Danke,
Dr. Ron
Die Ableitung der 72er-Regel.
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